Neuer Gesprächskreis für Angehörige von Menschen, die psychisch krank sind, im SPZ Kalk!
Der Verein „Rat und Tat Köln e.V.“ bietet ab dem 19. Februar jeweils am 1. und. 3. Montag im Monat von 18.30 bis 20 Uhr im SPZ Kalk, Olpener Str. 110 – 51103 Köln, einen moderierten Gesprächskreis für Angehörige von psychisch kranken Menschen an. Rat und Tat bietet solche Gesprächskreise bereits an 7 anderen Stellen in Köln an. Eingeladen sind alle Angehörigen von psychisch kranken Menschen. Dabei ist der Begriff „Angehörige“ sehr weit gefasst ist, Angehörige in diesem Sinn können außer Familienangehörigen auch Partner, Nachbarn, Arbeitskollegen o. ä. sein. Eine Anmeldung zu diesem Gesprächskreis ist nicht erforderlich, man kann einfach hingehen. Moderiert wird dieser Gesprächskreis in Kalk im Wechsel von den ehrenamtlichen Rat-und-Tat-Mitarbeiterinnen Franziska Freichels und Lea Vanzetta.
Warum Angehörige von psychisch Kranken stark belastet sind, das geht anschaulich aus diesem Auszug aus einem Presseartikel von Diana Haß in „KölnerLeben“ hervor:
„Gerade ist unsere Tochter wieder in der Psychiatrie“, erzählt Manfred Schmitz (Name geändert). Der Vater einer Zwanzigjährigen mit der Diagnose paranoide Schizophrenie und seine Frau haben anstrengende Jahre hinter sich. Wiederholt griff die Polizei das Mädchen orientierungs- und hilflos auf, manchmal brachten Rettungssanitäter sie nach Hause. „Für uns als Eltern war das schrecklich, wir waren ständig in Sorge“, erzählt Schmitz, „zusätzlich war es schwierig, die richtigen Ärzte und Therapeuten zu finden.“
Die fünf Frauen, die mit dem Vater um einen Tisch im Sozialpsychiatrischen Zentrum Mülheim sitzen, nicken verständnisvoll. Auch bei ihnen sind nahestehende Menschen psychisch erkrankt. „Hier in unserer wöchentlichen Gesprächsrunde können wir innehalten, genauer hingucken und uns austauschen“, sagt Susanne Heim, die den Gesprächskreis leitet. Selbsthilfe ist ein Herzstück in der Arbeit des Vereins „Rat und Tat“.
Heim, inzwischen 85 Jahre alt, hat den Verein 1985 gegründet. „Damals wurden Angehörige gar nicht beachtet“, sagt die Mutter eines psychisch kranken Sohns. Man habe ihnen höchstens vermittelt, dass sie durch ihr Verhalten „schuld“ an der Erkrankung seien. Eine Haltung, die zusätzlichen Druck aufbaut in einer Situation, die ohnehin stark belastet. „Die Angehörigen tragen häufig die Hauptlast, emotional und oft auch finanziell“, weiß auch Rolf Fischer, Vorsitzender von „Rat und Tat“.
Sich Abzugrenzen entlastet
„Ich fühle mich verantwortlich“, ist eine typische Aussage von Angehörigen in den Beratungen und Selbsthilfegruppen. „Das sind Sie aber nicht. Der Erkrankte geht seinen eigenen Weg“, lautet die Botschaft, die Eltern, Geschwister, Partner oder Freunde dann hören. „Angehörige verfallen gerne in Aktionismus. Sie überfordern und überlasten sich damit“, weiß Heim. Sie weiß auch, wie schwer es fällt, es auszuhalten, wenn ein geliebter Mensch depressiv ist, eine Psychose oder eine andere psychische Erkrankung hat.
„Ich kann meinen Sohn nicht einfach so laufen lassen. Ich will etwas unternehmen, ihm helfen. Ihn so zu sehen, tut mir so weh“, klagt die Mutter eines 22-Jährigen, die zum ersten Mal beim Gesprächskreis ist. Die anderen hören mitfühlend zu. „Bewahren Sie Ruhe, vertrauen Sie ihm, lassen Sie ihm Zeit“, merkt Heim an, „Wenn Sie den Blick darauf richten, was er schon geschafft hat, geben Sie ihm Kraft.“ Eine Mutter, deren erwachsene Tochter seit vielen Jahren psychisch erkrankt ist, bestätigt: „Meine Erfahrung ist, am besten offen zu sein und die Entwicklung zuzulassen.“ Ihre Tochter lebt inzwischen im Betreuten Wohnen und hat einen gesetzlichen Betreuer. „Wenn ich die Gruppe nicht gefunden hätte, wäre ich über die Jahre zugrunde gegangen und nicht mehr arbeitsfähig gewesen“, erzählt sie.